Wer Schädlinge im Garten hat, muss nicht gleich um die Ernte fürchten. Bereits vor der Aussaat kann einiges getan werden, damit sich Blattläuse, Raupen und Pilze lieber einen anderen Garten suchen. „Integrierter Pflanzenschutz im Kleingarten“ war deshalb Thema der Auftaktveranstaltung der Fachberaterschulung 2023 in Jena.
Kreisfachberater Hans-Christian Schmidt vom Regionalverband Jena/SHK der Kleingärtner e.V. hatte den Gartenbauingenieur Andreas Turkat für den Vortrag eingeladen. Rund 30 interessierten Gartenfreunde, darunter viele Fachberater in den Kleingartenverbänden, erfuhren unter anderem, dass beispielsweise eine gute Boden-Vorbereitung, gesundes Saatgut, Pflegemaßnahmen und die Förderung von Nützlingen schon die halbe Miete zu einem gesunden und schädlingsfreien Pflanzenwachstum sind.
„Die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel wird beim integrierten Pflanzenschutz auf das notwendigste Maß beschränkt“, erklärt Turkat. „Der Schwerpunkt sollte auf den indirekten Pflanzenschutzmaßnahmen liegen, denn sie erhalten die Pflanzen gesund.“
Neben der Bodenverbesserung (bspw. Kompost-Einarbeitung) und der richtigen Standort-Wahl für die Pflanzen („der sonnigste Platz gehört den Tomaten“) freuen sich auch Nützlinge wie der Igel, die Wildbienen oder Florfliegen über Hotels zum Dauerwohnen. „Das kann ein Insektenhotel, ein Laubhaufen für den Igel oder eine Totholzhecke für Echsen sein“, sagt der Garten-Experte. Diese vorbeugenden, indirekten Maßnahmen tragen dazu bei, dass Schädlinge keine ideale Umgebung vorfinden und im günstigen Fall fernbleiben.
Klimatische Umstände wie etwa zu warme Winter sorgen jedoch dafür, dass Raupen oder Läuse viele Generationen lang überleben. Ist der Schädlingsbefall im Anfangsstadium, hilft der biologische Pflanzenschutz weiter: Im Handel gibt es beispielsweise Florfliegen-Larven in großen Mengen zu kaufen, die sich überwiegend von Blattläusen ernähren. Sie werden direkt auf den befallenen Pflanzen ausgesetzt.
Bei bestimmten Schädlingen wie beispielsweise Schnecken, der Trauermücke oder der weißen Fliege (Gewächshausmottenschildlaus) kommt der sogenannten biotechnische oder mechanische Pflanzenschutz infrage: Der Gärtner kann seinen Garten mit Farbfallen, Leimringen, Kupferband oder Netzen ausstatten, um den jeweiligen Schädling zu bekämpfen.
Bei starkem Befall hilft meist nur der Griff zu möglichst natürlich-biologischen Pflanzenschutzmitteln, die nützlingsschonende Wirkstoffe enthalten. Die chemische Keule sollte gerade im Kleingarten keine Anwendung finden.
Nach etwa zwei Stunden Vortrag war spätestens hier eindrücklich klar: Vorsorge ist besser als Nachsorge, Pflanzenvielfalt ist besser als Monokultur, nicht aufgeräumte Flächen (Reisighaufen, Totholzhaufen) sind besser als Steinwüsten. „Ein krankes Blatt kann man nicht wieder gesund machen“, sagt Andreas Turkat.
Die Pflanze selbst aber schon. Ein garteneigener Zweig vom Johannisbeerstrauch offenbarte unter der Lupe kleine schwarze Punkte, die bewiesen: Die Johannisbeerblasenlaus hat sich auch bei Minusgraden wacker gehalten. Ob nun mit Natur-Pyrethrum und Rapsöl gespritzt wird, die befallenen Blätter abgezupft oder alles sich selbst überlassen wird, liegt wie immer in der Entscheidung des Gärtners. Eine Weisheit prägte sich jedoch besonders ein: Der Garten verzeiht jedes Jahr aufs Neue. Jedes Jahr kann er ein bisschen besser, ein bisschen ökologischer, ein bisschen nützlingsfreundlicher werden.
Katharina Stüß
Rothensteiner Kleingartenverein „Saalestrand“ e.V.
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Seminar / Hans-Christian Schmidt RV Jena/SHK